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Voraussetzungen und Nebenwirkungen einer Psychotherapie

Motivation

Für das Gelingen einer Psychotherapie ist Ihr Einsatz erforderlich. Dies bedeutet, dass Sie motiviert genug sind, um in der Regel einmal pro Woche für mindestens 50 Minuten an einer Therapiesitzung teilzunehmen. Darüber hinaus ist eine Auseinandersetzung mit den Inhalten auch außerhalb der Sitzungen wichtig. So können beispielsweise spezielle Übungen geplant werden, die Sie dann selbstständig umsetzen sollten. Außerdem kann es ratsam sein, gewisse Begleitliteratur zu lesen, Videos zu schauen oder Nachforschungen anzustellen.

Neben der Therapiemotivation ist zudem Motivation zur Veränderung erforderlich. Das heißt, dass nur der Transfer der Therapieergebnisse in den Alltag, eine reelle Veränderung mit sich bringt. Dies kann mit Aufwand und unangenehmen Zuständen verbunden sein, die erst außerhalb der Sitzung auftreten. Dabei unterstütze ich Sie gern.

Mir ist Eigenverantwortung wichtig. Auf der individuellen Ebene, auf der Psychotherapie ansetzt, sehe ich hierin den einzigen Weg, Ihre Beschwerden zu lindern und abzulegen. Eine Therapie verändert (leider?) nicht das Verhalten Ihres Chefs oder Ihres Nachbarn, gibt Ihnen aber das Zeug an die Hand, was Sie zur Stärkung und selbstständigen Bewältigung Ihres Problems benötigen. Sie schaffen das!

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Zusammenarbeit

Ein wichtiger Wirkfaktor für Psychotherapie ist die Arbeitsbeziehung. Sie sollten sich mit Ihrem Therapeuten so wohlfühlen, dass die Beziehung Irritationen, Frustrationen und Uneinigkeit erträgt. Dies ermöglicht Platz für neue Erfahrungen, die ein Umlernen erleichtern. Die Arbeitsbeziehung wächst mit der Zeit. Sollten Sie sich jedoch sehr unwohl fühlen, sprechen Sie mich darauf an, damit ein therapeutisch wertvoller Prozess sichergestellt werden kann.

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Abstinenz

Drogenkonsum kann bereits ein primäres Problem darstellen, warum Menschen Psychotherapie aufsuchen. Häufig tritt der Konsum von Drogen auch als ungünstiger Lösungsversuch auf. In beiden Fällen ist Abstinenz bis zur spätestens zehnten Sitzung erforderlich. Dazu zählen auch Alkohol und Cannabis.

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Suizidalität

Ambulante Psychotherapie ist nur möglich, wenn Sie sich selbst und anderen keinen Schaden zufügen. Dies wird am Anfang der Therapie abgeklärt. Sollte eine Eigen- oder Fremdgefährdung nicht ausgeschlossen werden können, helfen wir Ihnen gerne dabei die nächsten Schritte in eine stationäre Einrichtung zu gehen. Sollten Sie unter drängenden Suizidgedanken leiden, holen Sie sich Hilfe. Sie sind nicht allein und auch wenn es jetzt unvorstellbar scheint, schenken Sie anderen bitte Ihr Vertrauen Ihnen aus dieser Lage heraus zu helfen. 

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Risiken und Nebenwirkungen

Eine Psychotherapie kann unerwünschte und/oder weitreichende Wirkungen entfalten, über die Sie zwar zu Behandlungsbeginn aufgeklärt werden, die jedoch nie in Gänze absehbar sind. Typischerweise kommt es zur Problemaktivierung, wenn die Umstände, die zur Therapie geführt haben, erneut emotional erlebt werden. Dies kann bedeuten, dass Therapie nicht als leicht oder angenehm erlebt wird, ist jedoch für den Behandlungsverlauf und -erfolg meist notwendig. In der Folge wird das Problem geklärt, was bedeutet, das ursächliche Umstände erläutert und gemeinsam nachvollzogen werden. Im ungünstigen Fall sehen Sie dann, was Ihr Problem ist, woher es kommt und wie man es lösen könnte, sind jedoch aus irgendeinem Grund nicht in der Lage oder Willens die notwendigen Schritte zu gehen.

Darüber hinaus könnte eine Therapieentwicklung eine veränderte Beziehungsführung zu anderen Personen als Folge haben. Sie könnten beispielsweise den langfristigen Nutzen in einem bestimmten Verhalten sehen, was anderen jedoch missfällt, wodurch es zu Konflikten kommen kann. Andererseits sind vielleicht auch neue Beziehung möglich, die vorher schwierig erschienen.

Im Falle von einer temporären Verschlechterung kann es zum (Wieder-)Auftreten von Ruhewünschen und Suizidgedanken kommen. Die Absprachefähigkeit, sich in solchen Situationen bei Ihrem Therapeuten zu melden, ist eine Therapievoraussetzung. Meist kann eine gute Lösung gefunden werden. Akute Suizidalität kann zur Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus führen.

Sollten Sie aktuell und/oder in der Vergangenheit von einer Suchtstörung betroffen sein, kann Therapie das Craving (Verlangen) nach der Droge verstärken und Sie könnten sich entscheiden, das Suchtmittel weiter oder wieder zu konsumieren. Suchtmittelkonsum stellt eine schlechte Prognose für einen positiven Therapieverlauf dar und kann zur Unterbrechung oder zum Abbruch der Therapie führen.

Sollten Sie unter einer psychotischen Störung leiden (Schizophrenie, Wahn, Psychose) kann es zum Wiederauftreten oder einer Verschlechterung der entsprechenden Symptome kommen. Das hat meist die Einnahme oder Anpassung entsprechender Medikamente zur Folge. Über eine Veränderung muss Ihr Therapeut informiert werden, um weitere Schritte zu planen.

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Sozialmedizinische Implikationen

Wenn eine Psychotherapie beginnt, wird dies der Krankenkasse mitgeteilt. Dabei wird auch die Diagnose übermittelt. Eine psychotherapeutische Behandlung kann daher sozialmedizinische Konsequenzen mit sich bringen. So müssen Sie zum Beispiel beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ihre Krankengeschichte offenlegen. Abhängig vom Versicherer, kann in der Folge der Versicherungsvertrag ablehnt oder nur mit bestimmten Klauseln abgeschlossen werden. Kümmern Sie sich deshalb frühzeitig um eine BU.

 

Darüber hinaus können psychische Diagnosen bei der Verbeamtung eine Rolle spielen, stellen jedoch kein Ausschlusskriterium dar. Es kommt darauf an, ob eine Störung einmalig auftrat und vollständig remittiert (geheilt) ist oder ob sie episodisch oder chronisch wiederauftritt. Ich schreibe Ihnen bei Bedarf gerne eine kurze Epikrise (eine knappe Abschlussbefundung), die Sie beispielsweise beim Amtsarzt vorlegen können, damit dieser den Behandlungsgrund und -verlauf nachvollziehen kann.

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